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Leseprobe: Contarex-Prototypen (1)
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Highlights von Zeiss Ikon: Contarex-Prototypen (1) (aus PHOTODeal III/1995)

Ein interessantes Kapitel aus dem Photographica-Bereich bilden zweifelsohne die sogenannten Prototypen. Bei den Vorbereitungsarbeiten zur Erstellung des in Sammlerkreisen bekannten ZEISS IKON REGISTERS 1945-1975 bin ich auf zahlreiche Prototypen gestoßen, wobei bei der groBen Anzahl von Modelltypen nicht immer klar war, ob es sich dabei um ein Versuchs- oder Serienmodell handelte.

Bild links: Bei dem abgebildeten Prototypen ist die von der Contaflex übernommene, später im Serienmodell nicht verwendeten Filmzählscheibe und die geänderte Position des Verschlußzeiten-Einstellindexes zu erkennen.

Versuchskameras oder auch Versuchsobjektive führen bekanntlich nicht immer zu einem erfolgreichen, verkaufsfähigen Serienmodell. Viele Entwicklungsmodelle wurden verworfen, andere bildeten einen Zwischenschritt, eine Entwicklungsstufe zu den allseits bekannten Endprodukten. Andere Modelle sehen dem Endprodukt so ähnlich, daß eine Unterscheidung vom Serienmodell dem Laien bei einer rein äußeren Identifizierung nicht immer gelingt.

An dieser Stelle sollte einmal gesagt werden, daß eine Kameratypen-Klassifizierung nach oberflächlichen Merkmalen eigentlich nicht vorgenommen werden sollte. Die Leicasammler-Kollegen kennen die sogenannten Schräubchenzahlmanien z.B.des Sucherschuhs. Aber welcher Sammler kann schon professionell ein vorliegendes Exponat auseinandernehmen, ohne diesem späteren Schaden zuzufügen.

Will man bei einer Kamera nicht nur von einem Grundtyp sprechen, sollte man einmal die vorliegende Seriennummer und die vom Werk herausgegebene Reparaturanweisung zu Rate ziehen. Hier lassen sich entscheidende Verbesserungen der Konstruktionsmerkmale ohne große Mühe aufspüren, und der fast immer veränderte Seriennummernkreis kann dann eine Unterklassifizierung des jeweiligen Kameratyps ermöglichen.

Die hausinterne Kennzeichnung eines Prototypen bei Zeiss Ikon wurde anfänglich mit V, später mit VK ausgeführt. Es gibt aber auch Exponate ohne jegliche Kennzeichnung oder mit einer gewöhnlichen Seriennummer. Bei diesen Modellen wurden Serienstücke weiterentwickelt und modifiziert. Die Bezeichnung V / VK steht für Versuchskamera. Im ersten Abschnitt dieser Abhandlung möchte ich einige Kameraprodukte vorstellen, die im Zusammenhang mit der bekannten und noch heute geschätzten Zeiss Ikon Contarex stehen.

Entwicklungsstufen der Contarex
Zeiss Ikon-Sammlern wurde in der hervorragend recherchierten Publikation Hans-Jürgen Kuc / Contaflex Contarex ein dem später bekanntgewordenen Contarex-Typ noch weit entfernter Entwicklungsschritt mit der Aufschrift Contaflex näher erläutert.

Bei dem vorliegenden Prototyp VK01/13 sind schon viele, später verwandte Einzelheiten erkennbar. Offensichtlich handelt es sich hier um die 13. Entwicklungsstufe der Contarex. Interessant in diesem Zusammenhang ist der Vermerk im Zeiss Ikon Katalognummern-Plan. Unter der Nummer 865/24 wird ein Contarex-Gehäuse ohne Objektiv und unter der Nummer 866/24 eine Spiegel-Contax mit gekuppeltem Beli aufgeführt.

Bilder links und rechts:
Besonderheiten des links abgebildeten Modells: später geänderter Verschlußaufzughebel, Anfangsöffnung 1,5, nicht gekuppelter Belichtungsmesser und das Zeiss-Ikon Logo im Sucherschuh. Das rechte Foto zeigt die Werkskennzeichnung des Prototypen mit VK01/13.

Bei der im September 1958 durchgeführten Neuvergabe der Katalognummern erhielt die Contarex die Nr.10.2400. Die sogenannte Spiegel-Contax trat nicht mehr in Erscheinung. Man kann also auch davon ausgehen, daß neben der Bezeichnung Contaflex auch der Begriff Spiegel-Contax vorgesehen war. Ende 1957, in der Zeit, in der die Contax-Produktion, abgesehen von einer kleineren Restauflage, abgeschlossen war, könnte die Entwicklung dieses Prototypen liegen. Der Neuankündigungs-Prospekt anläßlich der Photokina 1958 zeigt in der Abbildung, wie bei vielen anderen Zeiss Ikon-Publikationen auch, einen nach VK01/13 entwickelten Prototypen und nicht etwa ein Exemplar aus der ersten Serie.

Basis für die Serie: Prototyp VK01/13
Der Prototyp VK01/13 verfügt auch über einen Skalenring für die Blendensteuerung mit der bei der Contax üblichen Anfangsöffung von 1,5. Die Verschlußzeiten haben die T-Einstellung, der Belichtungsmesser ist noch nicht gekuppelt, es gibt keinen Rückschwingspiegel, dafür aber eine Vollmattscheibe. Der Verschlußzeiten-Einstellindex liegt noch in der Nähe des Blendeneinstellrades und nicht, wie bei der späteren Serie, auf dem Spannhebel. Dieses Merkmal erkennen wir auch auf der Abbildung des Photokina-Prospektes wieder.

Bilder links und rechts:
In der linken Abbildung ist die einzufügende runde Mattscheibe beim Modell T 85005 zu erkennen. Es handelt sich um das fünfte Stück der ersten Serie, das später wieder zum Prototypen umgeändert wurde. Gut sichtbar im rechten Detailfoto sind die geänderten Verschlußzeiten.

Mir liegt weiterhin ein Prototyp mit der gleichen Fabrikationsnummer wie der in der im März 1960 herausgegebenen Reparaturanweisung abgebildeten Contarex T 85005 vor. Dies wäre eigentlich die fünfte Serien-Contarex gewesen, wurde aber wohl nachträglich zu Modifizierungen herangezogen. Zur allgemeinen Verständlichkeit wird auch die Fabrikationsnummer T 85200 zur besseren Unterscheidung als Vergleichsobjekt abgebildet.

Bild links: Zum besseren Vergleich mit den erwähnten Prototypen zeigt die Abbildung das Modell T 85200, das 200. Exemplar der ersten Serie.

Bei der Contarex T 85005 glaubte man, den Blendeneinstellring gegen ungewollte Verstellungen schützen zu müssen. Der Verschlußzeitenring zeigt nur die 60stel und 125stel Sekunde, wobei der Zeiteneinstellindex auch hier noch auf der Deckoberkappe liegt. Vielleicht stehen diese Einstellreduzierungen in Zusammenhang mit der Blitzsynchronisierung. In der Rückwand ist eine runde Mattscheibe eingebaut, die in das geöffnete Filmfenster eingefügt werden kann.

 

Nummernkreise von A - G
Die erste Serie der Contarex wurde mit einer Auflage von 10.000 Stück unter dem Nummernkreis T 85001 - 95000 von September 1959 bis November 1960 gefertigt (Contarex-A). Um ein wenig Klarheit in die Contarex-Familie zu bringen, sei gesagt, daß zu dem oben angeführten Nummernkreis weitere 5000 unter Y 6001-11000, 5000 unter Z 16001-21000 und 5000 unter Z 46001-50404 hinzukamen (Contarex-B). Für Zeiss-Fanatiker sei erwähnt, daß ab der Nr. Y 10661 ein fester Rückspulknopf und ab Z 19101 eine Geräuschdämpfung und Lichtbegrenzer-Verriegelung eingeführt wurden.

Später fertigte man drei weitere Contarex-Ausführungen. Die Contarex-D wurde unter D 20501-21096 und D 21101-23604 von November 1963 bis September 1964 gebaut. Bei diesen Serien führte man die auswechselbare Bildscheibe und die Beschriftungseinrichtung ein. Das nachfolgende Modell Contarex-E unterscheidet sich äußerlich nicht von dem D-Typ. E 12001 - 15000 und E 92001 - 94500 baute Zeiss Ikon von Juli 1964 bis November 1965. Innerhalb der beiden E-Serien liegen innere Konstruktionsveränderungen vor. Die Vorhangachse II wurde justierbar gemacht.

Den Abschluß machte der Contarex-G Typ, der von Oktober 1965 bis Oktober 1966 mit G 30501 - 35000 geplant, aber nur bis G 33500 ausgeliefert wurde. Dieser letzte Typ hatte den Schalter für die Blitzobjektive, war jedoch auf den Beli nicht wirksam. Nebenbei sei bemerkt, daß eine kleine Anzahl von schwarz lackierten Contarex-Kameras von Zeiss Ikon im Kundenauftrag gefertigt wurden.

Von September 1959 bis Oktober 1966 wurden also 5 Contarex-Ausführungen (A/B/D/E/G) mit einer Gesamtstückzahl von 36004 gebaut.

Bernd K. Otto

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