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Leseprobe: Leica Gravuren
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Leica Gravuren: Von der IA bis zur IIIg (aus PHOTODeal IV/2007)

Die Gravuren der Leica im Wandel der Zeit
Neulich schickte mir ein Freund eine Email des Inhalts, ein Bekannter von ihm habe eine "Luxus-Leica" bei ebay ersteigert, die als "Replika" ausgeschrieben war. Der Preis war sehr moderat, und der Bekannte wollte nun gerne wissen, ob denn die Basis für diese Replika wenigstens eine originale Leica gewesen sei, und ob ich wohl bereit wäre, mir das Gerät einmal unter diesem Aspekt anzusehen. Natürlich interessierte mich der Fall, und so schlug ich vor, mir ordentliche Fotos mit allen Details zu senden. Wenige Tage später hatte ich hervorragende Bilder der Kamera auf dem Bildschirm meines PC. Was ich da sah war beachtlich: eine mattvergoldete Kamera in gutem Zustand und auf den ersten Blick zweifellos eine originale Leica IA mit feststehender Optik. Ein Blick in die "Hahne-Liste" ergab, dass die Kameranummer mit der einer originalen Luxus-Leica übereinstimmte, die 1930 als Lot von 15 Kameras hergestellt wurde und zwar als eine der letzten, die ausgeliefert wurden.


Bilder oben: Diese Fotos der Replika einer "Luxus-Leica" sind ein schönes Beispiel dafür, wie es aussieht, wenn jemand, der den Wandel der Gravuren auf Leicas nicht wahrgenommen hat, ein Gerät aus dem Jahr 1930 mit einer Gravur der Neuzeit versieht. Wer die originalen Gravuren des Baujahrs kennt, lässt sich auch dann nicht irritieren, wenn eine derartige Kamera die Nummer einer originalen Luxus-Leica trägt, wie im vorliegenden Fall.

Auf den ersten Blick schien unbegreiflich, warum dies eine Replika sein sollte. Dann allerdings betrachtete ich mir die Gravuren etwas genauer, und so wurde mir schnell klar, was Sache war. Zwar hatte man alles an der richtigen Stelle graviert, aber so sauber und tief, wie man es erst von den Leica-Kameras der Nachkriegszeit kennt und damit meilenweit entfernt von der filigranen, zurückhaltenden Ausführung von Gravuren aus der Zeit um 1930.

Bild links: Anfangs hat man bei Leitz Kameras mit filigranen, fast schüchternen Gravuren vesehen, so als wolle man jede Ablenkung vom eigenen Produkt vermeiden. Die dafür ausgewählten Stellen waren durch die Benutzung sehr beansprucht, so dass man bei den Modellen IA und IC heute oft Mühe hat, die Gravuren zu erkennen.

Warum hatte sich da jemand die Mühe gemacht, bei einer originalen Leica IA den schwarzen Lack zu entfernen, sie sodann absolut perfekt abzuschleifen, die Nummer einer originalen Luxusleica nebst allen sonstigen Gravuren neu anzubringen und dies nur um das Gerät dann als "Replika" zu einem Preis unter die Leute zu bringen, der weit unter dem eigenen Aufwand liegen musste? Ich fühlte mich an einen Fall in den 1970er Jahren erinnert, als mir eine vorzügliche Luxus-Leica zu einem angemessenen Preis angeboten wurde. Alles schien in bester Ordnung, und ich war mir ziemlich sicher, ein Original vor mir zu haben. Dennoch hielt ich es für angebracht, bei Dr. Wangorsch, dem damaligen Leiter des Leitz-Museums in Wetzlar, anzurufen und ihn um seine Meinug zu bitten. Zu meiner nicht geringen Überraschung wusste er zufällig genau, in wessen Vitrine das echte Original mit der Nummer der mir angebotenen Kamera stand. Da war also der Traum von einer Luxus-Leica zu einem ordentlichen Preis (von einem Schnäppchen hätte man trotz allem nicht reden können!) zerplatzt, und vom Anbieter jener Kamera habe ich nie wieder gehört. Aber irgendwo ist das Gerät sicherlich gelandet, und vielleicht steht es heute in der Vitrine eines Sammlers, der glaubt, ein Original zu besitzen. Werden die Sammlungen dann vererbt und aufgelöst, so stellt sich beim Verkauf oftmals heraus, dass man Fälschungen während Jahrzehnten für Originale gehalten hatte. Vielleicht stand ja auch die Kamera mit der Nummer 48438, deren Bilder ich vor mir hatte, lange Zeit als "Original" in einer Vitrine, bevor die Stunde der Wahrheit schlug und man sie als "Replika" verkaufen musste. Fazit: die gefährlichsten Fälschungen sind häufig nicht jene, die soeben erst angefertigt wurden, sondern solche, die seit Jahrzehnten unerkannt in den Sammlungen renommierter Sammler standen und durch die Weihe der Umgebung "geadelt" wurden.

Bild links: Bei der Modellreihe IB, also den Compur-Leicas, hat man in Ermangelung des kleinen Podests mit dem Zeiteneinstellrad, einen weniger beanspruchten Platz für die Gravur ausgesucht, so dass diese im allgemeinen besser erhalten sind. Auch hat man das bis dato auf anderen Produkten der Firma verwendete Logo gewählt.

Ein Fälscher wird sich kaum aller im Falle der Kamera Nr. 48438 aufgewendeten Mühen unterziehen, nur um das Ergebnis seiner nicht geringen Anstrengungen als schäbige Kopie zu verkaufen. Selbst wenn es nur das Ergebnis einer "Fingerübung" gewesen sein sollte, so handelte es sich doch um etwas völlig anderes als alles, was man auf Basis irgendwelcher "FED" oder "Zorki" an Merkwürdigkeiten allerorten findet, reichlich mit Adlern, Hakenkreuzen und sonstigen Emblemen oder Bezeichnungen versehen, die es im wirklichen Leben so niemals gegeben hat. Ich denke, die Leser von PhotoDeal sind sich dessen bewusst, dass man originale Luxus-Leicas längst nicht mehr auf Flohmärkten findet, und auch im Fall, dass ihm teuere aber "preiswerte" Objekte angeboten werden, wird jeder Sammler wissen, was zu tun ist, ohne dass ich ihm an dieser Stelle schlaue Ratschläge erteile. Aber immerhin mag es für ihn von Interesse und irgendwann vielleicht auch von Nutzen sein, in kurzer Form etwas über das Thema der Gravuren im Hause Leitz zu lesen. Man hat es dort von Anbeginn als eine der "Pflichten eines ordentlichen Kaufmanns" betrachtet, seine Kameras sauber zu kennzeichnen. Da gibt es keine Kamera ohne Herstellerangabe, und ab Nr. 101 sind alle hergestellten Kameras (bis auf den heutigen Tag!) fortlaufend numeriert, und damit war und ist der Durchblick gesichert. Noch heute profitieren viele Interessierte wie Sammler, Händler, Auktionshäuser, Verlage, Autoren u.a. von der Gründlichkeit, mit der man bei der Firma Leitz nicht nur in Konstruktion und Fertigung gearbeitet hat. In der Verwaltung wurden in "Kommissionsbüchern" mit fortlaufenden Nummern alle gefertigten Kameras mit Lieferdatum und Kundenanschrift eingetragen.


Bild links: Das über viele Jahre gebaute Einstiegsmodell "Standard" wurde graviert, wie man mit dem Modell IA begonnen hatte. An dieser Stelle sei darauf aufmerksam gemacht, dass man bei Leitz "für den Fotografen" graviert hat. Damit er beim Blick von oben auf seine Leica immer "Ernst Leitz, Wetzlar, D.R.P." klar lesen konnte, musste man "Ernst Leitz" gegenüber "Wetzlar" auf den Kopf stellen.

Bei allen Kameras der Modellreihen IA bis C und "Standard" war der Platz für die Anbringung der Fabrikationsnummer auf dem Gehäusedeckel über dem Objektiv und vor dem Geräteschuh. Die Gravuren waren zu Anfang sehr filigran und nicht tief, was heute häufig dazu führt, dass bei stärkerer Abnutzung sehr gute Lupen erforderlich sind und gelegentlich sogar der Lack ein wenig abgeschabt werden muss, um die Nummern einwandfrei erkennen zu können. Für die Anbringung der Firmenbezeichnung und des Patentschutz-Hinweises D.R.P. wählte man das kleine runde Podest mit dem Einstellrad für die Verschlusszeiten. Wie wir heute wissen, blieb das häufige Verstellen der Veschlusszeiten nicht ohne nachteilige Auswirkungen auf diese Gravuren, die häufig abnutzungsbedingt nur noch schwer zu erkennen sind. Eine Ausnahme bildet das Modell IB – also die Compur-Leica. Da es hier das Einstellrad für die Verschlusszeiten natürlich nicht gab, brachte man das bekannte Linsenlogo von Leitz, das schon bei den Mikroskopen der Firma verwendet wurde, links neben dem Fernrohrsucher an, eine Massnahme, die auch allen übrigen Modellen gut getan hätte, da eine Gravur an dieser Stelle viel besser vor Abnutzung geschützt ist. Warum man hier unterschiedliche Wege ging, lässt sich nur vermuten: Die Modelle mit Schlitzverschluss und dem kleinen Podest mit den Gravuren und dem Zeitenrad waren schon vorhanden, bevor man mit dem Bau der Compur-Leicas begann und für diese eine neue Lösung für die Anbringung der Herstellerangaben suchen musste. Eine Übertragung der gefundenen, besseren Lösung auf die älteren Schlitzverschluss- Kameras unterblieb dann einfach.

Besonders sei noch auf einige typische Kleinigkeiten hingewiesen, die man später nach und nach verändert hat (siehe Fotodokumentation). Da ist erst einmal das "E." in der Firmenbezeichnung E. Leitz mit seinem verkürzten und nach oben verschobenen Mittelstrich zu nennen, weiter das "D" in D.R.P. mit einer Abflachung im oberen Bereich und einer Ausbeulung im unteren Bereich, und auch die Punkte hinter den Buchstaben sollte man beachten. Bemerkenswert ist ferner die Abkürzung "Nº", die man der Fabrikationsnummer vorangestellt hatte. Dies sind allesamt Merkmale, die man trotz veränderter Anordnung der Gravuren selbst, über einen sehr langen Zeitraum unverändert beibehalten hat.

Bild links: Mit Beginn der Fertigung der Baureihen II bzw. III entfiel das kleine Podest für das Zeiteneinstellrad, dafür gewann man auf dem Gehäuse jede Menge Platz, den man auch für kräftigere, selbstbewusstere, weiss unterlegte Gravuren genutzt hat (bei verchromten Kameras schwarz unterlegt), die die Jahre in aller Regel recht gut überstanden haben. Wie das Foto zeigt, war man sich aber nicht sicher, wo denn D.R.P. am besten zu plazieren sei.

Durch das Hinzufügen der Entfernungsmesser bei den Modellen II und III gewann man auf den Entfernungsmessergehäusen plötzlich freie und ebene Flächen, die sich förmlich für die Aufnahme der Gravuren anboten. Seit sie vom kleinen runden Podest des Zeitenrads der Modelle I nach dort verlegt wurden, sind sie in aller Regel bis heute im Durchschnitt in weit besserem Zustand erhalten, als bei der Modellreihe I. Man stellte nun auch einen zuvor nicht vorhandenen Schriftzug "Leica" in Schreibschrift den anderen Gravuren voran. Das "L" erhielt einen geschwungenen Unterzug, der bis hinter den Buchstaben "a" reichte und zu diesem wie auch zum "e" einen ganz bestimmten Abstand aufwies. Dieser Schriftzug macht den Durchschnittsfälschern bis heute grosse Probleme, und ein Sammler, dessen Auge ein wenig trainiert ist, kann eine Vielzahl von Fälschungen an den vielen misslungenen Gravuren dieses Schriftzugs auf Anhieb erkennen. Bei den schwarz lackierten Kameras wurden die Gravuren weiss unterlegt, und bei den verchromten Modellen wurde schwarz unterlegt. Gegenüber den Leica I sind die neuen Gravuren weniger filigran, deutlicher und tiefer und so auch heute besser lesbar. Es ergab sich bezüglich der Anordnung der Abkürzung D.R.P. insofern eine kuriose Situation, als offenbar nicht einheitlich verfahren wurde. Ich vermag im Augenblick nicht zu sagen, ob in den zahlreichen Veröffentlichungen zum Thema "Leica" schon auf diesem Umstand hingewiesen wurde, jedenfalls will ich nicht versäumen, an dieser Stelle darauf aufmerksam zu machen, dass bei den Modellen II und III die Abkürzung D.R.P. sowohl direkt unterhalb des Schriftzugs "Leica" aber alternativ auch weiter unten unmittelbar unter dem ebenfalls wieder in die Gravur aufgenommenen Firmensitz "Wetzlar" anzutreffen ist. Damit ergeben sich für den Sammler zwei verschiedene Varianten jedes der Modelle II und III. Da die schwarzen Kameras mit vernickelten oder verchromten Bedienungselementen bzw. Objektiven ausgerüstet waren und auch die voll verchromten Kameras hinzugerechnet werden müssen, sind somit zehn verschiedene Varianten denkbar!

Bild links: Auch auf dem Bild von zwei Leica III mit vernickelten und verchromten Bedienungselementen ist zu erkennen, dass DRP einmal unter dem Schriftzug "Leica", aber auch unter der Ortsbezeichnung "Wetzlar" auftaucht. Die weiteren Bilder zeigen, dass man nie wieder zu der Einheitlichkeit der Anfangsmodelle zurückgefunden hat, und es ist auch nicht sicher, ob man diesem Umstand überhaupt grosse Bedeutung beigemessen hat.

Ich kann auf Grund meiner vorliegenden Dokumentation nicht erkennen, ob von Leitz eventuell nach einem bestimmten System verfahren wurde und z.B. ab einer bestimmten Fabrikationsnummer oder nach einem bestimmten Datum die Gravur D.R.P. grundsätzlich nach oben unter den Schriftzug "Leica" verlegt wurde. Vielleicht kann der eine oder andere Leser von PhotoDeal mit einem Hinweis auf Literatur (bei Rogliatti, Laney und van Hasbroeck werden Sie dazu nichts finden) weiterhelfen, in der diese Frage eventuell schon behandelt und beantwortet wurde. Sollte dies nicht der Fall sein, so werde ich zu einem späteren Zeitpunkt nochmals auf dieses Thema zurückkommen und die Besitzer von Leicas der Modelle II und III bitten, Nummern ihrer Kameras durchzugeben und zu vermerken, ob D.R.P. "oben" oder "unten" steht.

Bei den nachfolgenden Modellen IIa/IIIa, IIb/IIIb sowie IIc/IIIc und IIId ist die Abkürzung D.R.P. auschliesslich nur noch oben unter dem Schriftzug "Leica" anzutreffen. Ab den Modellen II c und III c hat man die Gesamtgravur noch um das Herkunftsland "Germany" (überwiegend wie hier geschrieben, aber gelegentlich ist auch "GERMANY" anzutreffen) ergänzt und dies unterhalb der Gravur "Wetzlar" angeordnet. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auch schon diverse Modelle der Leica 250 GG und 250 FF (Reporter) die Gravur "Germany" aufweisen.

Bild links: Bei den Modellen Ic und If ist die bis dahin gepflegte Einheitlichkeit der Gravuren auf dem Modell "Standard" offenbar weitgehend aufgegeben worden. Da taucht DBP statt DRP auf, und "Germany" wird grafisch sehr unterschiedlich definiert. Aber eines wird deutlich: die Gravuren werden selbstbewusst tief und gestochen scharf angebracht. Hier ist sozusagen der Beginn der "Neuzeit", in die man die eingangs vorgestellte Replika ohne Übergang versetzt hat.

Platzprobleme
Nach dem 2. Weltkrieg hat man ab den Modellen IIf und IIIf die Gravuren wesentlich verändert: DRP erscheint zwar nach wie vor unter den Schriftzug "Leica", aber die Punkte hinter den Buchstaben fehlen nun. Unter der Firmenbezeichnung erscheint erstmals die Rechtsform "GmbH" (ohne Punkte, oft auch GMBH), darunter "Wetzlar" darunter "Germany" (West-Germany oder gar occupied Germany gab es für die Firma Leitz nicht!). Statt wie bisher "Nº" findet man nun vor der Fabrikationsnummer die Abkürzung "Nr:" (mit Punkt statt Strich), und schliesslich wandert der immer noch leicht verkürzte Mittelstrich des "E" in die Mitte zwischen den beiden Aussenstrichen (oben ebenfalls verkürzt!). Bei der Leica IIIg wird aus dem bisherigen "DRP" schliesslich "DBP" (Deutsches Bundespatent, ohne Abkürzungspunkte). Den Modellen II/IIIf und III g ist ferner gemeinsam, dass das "D" ohne Abflachung oben und Ausbeulung unten , also symmetrisch graviert wurde.

Bild links: Im Falle der hier gezeigten beiden Leica IIIf stellte sich neben der Frage, ob man D.R.P. oder DRP ohne Punkte gravieren sollte, auch noch das Problem ein, für die Bezeichnug der Gesellschaftsform, nämlich "GmbH" zusätzlich einen passenden Platz zu finden.

"Upgrades" über viele Jahre hinweg
Die Leica "Standard" blieb 18 Jahre lang unverändert das Einstiegsmodell von Leitz, ohne lange Zeiten und Entfernungsmesser und damit erschwinglich für Kunden, die rechnen mussten, aber immer mit der Option, zu jeder Zeit im Werk in das jeweils neueste und beste Modell umgerüstet werden zu können (heute in neudeutsch "upgrade"). Dies bedeutet, dass es keine Leica Ia oder Ib gibt. Erst nach dem Krieg kamen als Ersatz für die "Standard" die Modelle Ic, If und Ig in den entsprechenden zeitlichen Abständen. Diese Kameras sind bezüglich ihrer Gavuren nicht so bedeutend, dass an dieser Stelle eine ausführliche Beschreibung sinnvoll wäre. Vielleicht ist erwähnenswert, dass die Leica Ic und If noch den Schriftzug "Leica" tragen (daran also leicht zu erkennen sind), der bei der Ig entfiel und die Sparmassnahmen so weit gingen, dass man statt wie üblich "Ernst Leitz" nur "E. Leitz" gravierte. Ansonsten sei auf die vergleichenden Abbildungen zu diesem Thema verwiesen, die mehr aussagen als viele Worte. Interessanter ist schon die Frage, wie bei Leitz bezüglich der Gravuren im Falle von Umbauten im Werk verfahren wurde. Hierbei geht es im Besonderen darum, ob die ursprüngliche Form der Gravur z.B. beim Umbau einer Vorkriegs-IIIa in eine Nachkriegs-IIIf beibehalten wurde, oder das frühere "Nº" vor der Nummer der IIIa in das bei der IIIf übliche "Nr." geändert wurde und auch alle zuvor beschriebenen Veränderungen bis zur IIIf übernommen wurden. Ich selbst besitze einen Umbau einer IIc in eine IIIf, und in diesem Fall trägt eine IIIf alle Gravurmerkmale des früheren Modells, also "Nº" statt "Nr.", das "D" oben abgeflacht mit Ausbeulung unten statt symmetrisch und "E" mit nach oben versetztem statt mittigem Mittelstrich. Da sich aber auf Grund der Beobachtung nur eines Falles natürlich keine generelle Aussage ableiten lässt, wäre ich dankbar, wenn Leser, die im Besitz von Leica-Umbauten sind, PhotoDeal ihre Beobachtungen mitteilen würden, um so durch möglichst viele Aussagen zu generell gültigen Erkenntnissen in dieser Frage zu kommen, die dann später veröffentlicht werden könnten. Würde sich dabei bestätigen, was ich bei meinem Umbau beobachten kann, so wäre es jedermann möglich, bei einer IIIf an einem "Nº" oder "Nr." vor der Fabrikatiosnummer sofort zu erkennen, ob es sich um einen Umbau oder um eine unmittelbar als IIIf gefertigte Kamera handelt. Lediglich der Umbau einer If oder einer IIf in eine IIIf wäre auf diese Weise nicht zu erkennen, da die umgebauten Modelle ebenfalls bereits die Gravur "Nr." trugen. Allerdings ist zu vermuten, dass in dieser Frage bei Leitz nicht einheitlich verfahren wurde, denn ich meine mich zu erinnern, auch den Umbau einer Leica III aus dem Jahr 1936 in eine Leica IIIf gesehen zu haben, die alle modernen Gravurmerkmale aufwies und sogar mit "DBP" und "GERMANY" graviert war (auch in Brian Tompkins, Leica Cameras Pocket Book), finden sich unter "Variationen" Hinweise auf moderne Gravurmerkmale bei umgebauten Kameras, aber keine Aufklärung über eine diesbezügliche Systematik ausser dem Vermerk "auf Wunsch". Vielleicht war dies ja das "System"! Guinta zeigt viele unterschiedliche Beispiele, die ebenfalls kein System erkennen lassen, und bei van Hasbroeck, D. Laney und Rogliatti kommt das Thema nicht vor. Ihre Meldungen zu dieser Frage wären also von besonderer Bedeutung, um hier in Zukunft eine zuverlässige Aussage machen zu können. Auch Hinweise auf Literatur-Fundstellen, die diese Fragen klar beantworten, sind mir willkommen.

Wer sich nun nach Lektüre der bisherigen Darlegungen die Veränderungsdaten und ihre Zuordnung einfacher merken kann bzw. durch die Behandlung des Themas generell sensibilisiert ist, wird schnell feststellen, dass es ihm leichter fallen wird, die vielen plumpen Fälschungen zu erkennen und sich im Falle sehr guter und teurer Fälschungen richtig zu verhalten wissen. Dazu noch unabhängig vom Thema "Gravuren" einige allgemeine Hinweise: für die Fälschung teurer Leicas müssen Fälscher entweder auf originale Kameras des Typs IA zurückgreifen oder in der Lage sein, diese selbst herzustellen. Leica-Kopien hat man erst mit dem Erscheinen der Leica II in der UdSSR gefertigt. Es sind alle diese "FED" und "Zorki", die als Basis für die vielen lächerlichen und plumpen Fälschungen von "Luxus-Leicas" dienen, auf die man im Internet und auch sonst an allen Ecken und Enden stösst. Man erkennt sie leicht an ihren Entferungsmessern, die bei einer Luxus-Leica nicht vorkamen und dem missglückten Leica-Schriftzug (vom Original, der Leica II, gab es lt. van Has­broeck nur zwei originale Luxusausführungen!). Ferner sollte man wissen, dass in der UdSSR ausschliesslich Kopien der Leica II, also des Modells ohne lange Zeiten, gebaut wurden. Daraus ergibt sich, dass die vielen allerorten ebenfalls angebotenen "Militärausführungen", die das Einstellrad für lange Zeiten an der Vorderseite neben dem Objektiv nicht besitzen, Fälschungen sein müssen, da die Streitkräfte aller Gattungen von Leitz nur mit Kameras der Modellreihe III, also mit Einstellrad für lange Zeiten beliefert wurden, das es – wie erwähnt – bei Zorkis und FEDs niemals gab! Nicht vergessen sei, dass es für viele Fälscher lohnend sein kann und relativ einfach ist, aus billigen "Zorki 1b" normale, echt erscheinende "Leica II" herzustellen, auf die man leicht hereinfallen kann, wenn man die Gravuren nicht zu unterscheiden vermag und die sonstigen häufigen Unterschiede (Auslösertrichter, Entfernungsmesserfenster, anderer Bezug) nicht kennt.


Bilder oben: Spasseshalber sei auch noch gezeigt, wie weit sich die "Kopisten" bezüglich ihrer Interpretation der originalen Gravuren von den Vorlagen entfernt haben. Bei allen gezeigten kleinen Differenzen und Unterschieden, die es im Laufe der Zeit bezüglich der Gravuren in der Firma Leitz selbst gegeben hat, derart gewaltige Missbildungen wie die Gavuren der diversen Fälschungen hat man sich niemals geleistet. Wer diesen Beitrag und die gezeigten Bilder genauer betrachtet, dem wird niemand so schnell eine billige Kopie als Original unterschieben können, womit nicht gesagt sei, dass es nicht noch genügend weitere Erkennungsmerkmale gibt.

Es sind allerdings einige Fälle bekannt geworden, in denen man das E-Messergehäuse der "FED" und "Zorki" entfernt hat, um so eine Basis für Fälschungen von Originalen der Modelle IA oder IC zu schaffen. Vor diesen teilweise erstklassigen und durchaus aufwendigen Fälschungen wird besonders gewarnt. Man erkennt sie häufig an viel zu kräftigen Gravuren und gegenüber den Originalen leicht geschwungenen Buchstaben, und nicht selten erst dann, wenn man sich das "Innenleben" genauer ansieht! Hätte ich die eingangs beschriebene Kamera mit der Nummer 48438 real in der Hand gehalten und nicht nur Fotos davon gesehen, so wäre ich vielleicht zu dem Ergebnis gekommen, es könnte sich um eine derartige Fälschung handeln.

Gernot Förster

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